Interview mit Hermann Fleischmann: „Mein Geist ist fit“

„Wer kann mir helfen, wenn ich etwas zur Rente wissen will?“ Wann immer in Gaggenau diese Frage gestellt wurde, gab es viele Jahre die Antwort: „Geh zum Hermann Fleischmann!“ Längst ist er in Pension, aber noch immer ein gefragter Ratgeber – kompetent, gewissenhaft, sympathisch und hilfsbereit.

Hermann Fleischmann, Jahrgang 1940, geboren in Bautsch in Mähren, im Sudetenland, kam über viele Umwege nach Gaggenau. Dahinter steckt der typische Lebenslauf eines Kriegskindes, dessen Kindheit von Bomben, Luftschutzkeller, Vertreibung, Ausreise und Zwangseinweisung geprägt war. Über die Stationen in Gießen und Friedberg sowie durch berufliche Versetzungen u.a. nach Kassel, Marburg und Frankfurt am Main absolvierte Fleischmann eine Ausbildung zum Mittleren Dienst der Deutschen Bundespost und landete zunächst beim Postamt Rüsselsheim. Doch die „hessische Ära“ endete „der Liebe wegen“ und führte zum Postamt Rastatt. Bei einem Klassentreffen der Eltern hatte Hermann seine Braut und spätere Ehefrau Brita kennengelernt – eine Wahl-Michelbacherin. Der Weg ins Murgtal bahnte sich an.

Zunächst wurde Fleischmann Kämmerer der Gemeinde Michelbach. Als der kleine Ort von Gaggenau eingemeindet wurde, kam er im technischen Bereich in den gehobenen Dienst. Als 38-Jähriger landete Fleischmann schließlich dort, wo er seine große Berufung fand: als Leiter des Sozialamtes der Stadt Gaggenau bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000. Der dreifache Vater, mehrfache Groß- und Urgroßvater hatte stets ein offenes Ohr für die Nöte der kleinen und großen, jungen und älteren Gaggenauer. Nicht nur als Experte für das Sozialwesen und die Rentenversicherung, auch und ganz besonders als „das soziale Gesicht“ im Rathaus. Viele sind ihm bis heute sehr dankbar für die gute Beratung und das aufmunternde Lächeln.

Aber Fleischmann wäre nicht Fleischmann hätte er mit der Pensionierung einfach aufgehört. „Aufgrund meiner Kenntnisse im Rentenrecht stehe ich den Bürgerinnen und Bürgern auf Wunsch auch heute noch mit Rat und Tat zur Seite“, sagt er ganz bescheiden. „Nach meinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst führte ich zunächst mit Gisela Peter, und heute selbstständig die Betreuungsgruppe für Demenzpatienten und deren Angehörige seit dem Jahr 2002.“ Er erzählt von Hilfesuchenden, denen er sagen kann, wo sie in Rentenanträgen Kreuzchen setzen müssen oder wo man sich hinwenden kann. „Mein Geist ist fit, der Körper lässt ein bisschen nach.“

Bestimmt hält ihn das Engagement geistig rege: Seit 2009 ist Fleischmann Vorstandsmitglied des Vereines Gaggenauer Altenhilfe. Der rüstige Pensionär vertritt die Ehrenamtlichen im Vorstand. Weiterhin betreut er Bewohner im Helmut-Dahringer- und Oskar-Scherrer-Haus.

Und dann die Frage: Ist ein Wechsel der Seiten möglich? Vom Ehrenamtlichen zum Bewohner der GAH? „Natürlich!“, bekräftigt Hermann Fleischmann. „Das wäre ein Abschied von Zuhause. Wir haben ein kleines Haus in Michelbach mit Garten, der Arbeit macht. Das macht meine Frau. Ich sitze eher am Schreibtisch. Ich mache das gerne. Solange es geht. Aber natürlich mache ich mir Gedanken, was mal sein wird.“ Mit dem Schlusssatz: „Doch, ich könnte mir das hier im Heim vorstellen.“ Aber das eilt nicht. Da sind sich alle einig: „Lieber Hermann Fleischmann, bleiben Sie lange gesund und aktiv!“