Interview mit Eberhard Veser: „Ich habe keinen Tag bereut“

Unser Jubiläum ist geprägt von vielen langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Im Laufe des Jahres kommen auch Pensionierte in unserem Erzählcafé, jeweils am 1. Mittwoch im Monat, zu Wort – und hier im Interview. Im Kreis der guten Seelen unserer GAH zählt er natürlich dazu: Eberhard Veser.

Unser Interview mit Eberhard Veser, Jahrgang 1951, erst im Kurhaus in Baden-Baden und in weiteren Häusern beschäftigt, von 1976 bis 2014 bei der Gaggenauer Altenhilfe. Küchenmeister bis 2009, danach Heimleiter bis 2014. 

Viele Köche wechseln öfter die Häuser in ihrer Karriere. Sie sind der GAH rund 38 Jahre treu geblieben. Warum?

Veser: Ich habe keinen Tag bereut, zur Gaggenauer Altenhilfe gegangen zu sein und diese mitaufzubauen, auch nicht, so lange dabei gewesen zu sein. Stellen Sie sich vor, als ich 1976 gekommen bin, war das eine ganz neue Küche. Da war noch nichts eingeräumt. Erst nach und nach wurde die Anzahl der Bewohner aufgebaut und des Personals. Von Anfang an steckte viel Geld und viel Liebe zum Detail dahinter. Ob beim Geschirr oder der Wäsche, bei Einrichtungsgegenständen oder der Küchenausstattung. Das war gigantisch. Ich hatte ein schönes Arbeitsleben in einem tollen Team und zum Schluss eine wunderschöne Verabschiedung.

Wenn Sie zurückschauen, was war besonders beeindruckend?

Veser: Für mich war es faszinierend, wie schnell die GAH von der Gaggenauer Bürgerschaft, von Unternehmen, Geschäften und Vereinen aufgenommen worden ist, und wie früh sich das Ehrenamt eingebracht hat. Das wurde von allen mitgetragen. Auch im Haus! Vom Vorstand über die Pflegekräfte, die Haustechnik und uns von der Küche. Das war alles Neuland, und jeder hat sich reingekniet, um das Beste zu geben, damit der Ruf des Hauses stetig vorangetrieben wurde. Die Gaggenauer Altenhilfe war eine der ersten Einrichtungen für ältere Mitmenschen in den 70er Jahren in der Region. Das war ganz besonders.

Als Koch mussten Sie eine Diätküche anbieten. War das nicht eher langweilig?

Veser: Wir haben uns auf die Fahne geschrieben: „Diät ist, wenn es trotzdem schmeckt.“ Klar, wir hatten die Schonkost für den Magen, und Essen für Diabetiker kam dazu. Uns war die saisonale und regionale Küche wichtig. Von Forbach bis nach Muggensturm habe ich Vorträge gehalten. Am Anfang, als es noch wenige Bewohner gab, haben wir gefragt: „Was wollt ihr essen? Was soll ich kochen?“ Später wurde der Speiseplan mit dem Heimbeirat besprochen. Wichtig war, dass wir immer gute Ware eingesetzt haben. Natürlich mussten wir haushalten. Samstags war immer Eintopftag, aber das war auch gut, zum Beispiel mit einem Gaisburger Marsch. In der saisonalen Zeit kam Spargel auf den Tisch. Wir hatten auch gute Kontakte. Die Jagdpächter Selbach haben uns Wild gespendet. Darüber haben sich alle gefreut.

Aber Sie standen für die GAH nicht nur in der Küche. Sie waren auch in der Verwaltung.

Veser: Für den Heimleiter Manfred Lang war ich die Vertretung. Ich habe in Karlsruhe die Weiterbildung zur Heimleitung gemacht. Mit guten Kollegen war das nicht schwer, da habe ich richtig gute Unterstützung gekriegt.

Was fehlt Ihnen als Ruheständler am meisten?

Veser: Die Dankbarkeit der älteren Menschen. Das war immer sehr schön, von Anfang an. Die Älteren haben viel erlebt, auch viel erleben müssen. Da waren ja manche dabei, die mussten zwei Weltkriege durchstehen. Das war vor 50 Jahren eine Generation, die für unsere Dienstleistung ganz besonders dankbar war. Ich vermisse auch das Umfeld, den kollegialen Bereich.

Hat sich Ihr Bild des älteren Menschen im Laufe der Jahre verändert? 

Veser: Ich finde es schön, dass man heutzutage richtig alt werden kann. Auch mit Hilfe von unseren Angeboten, von den Mitarbeitern, auch von technischen Hilfsleistungen wie Rollatoren. Das war am Anfang verpönt. Heute ist das gang und gäbe. Beim Spendenlauf sind Zweidrittel mit dem Rollator mitgelaufen. Das ist doch schön. Durch Rollatoren werden Stürze vermieden. Dafür muss man dankbar sein.

Zum Schluss eine sehr persönliche Frage: Können Sie sich vorstellen, selbst als Bewohner in eine Einrichtung der Gaggenauer Altenhilfe einzuziehen?

Veser:  Natürlich. Das bespricht man auch in der Familie. Da muss man ehrlich sein. Irgendwann muss das so sein. Ja, ich würde gerne hier einziehen. Gerade weil das hier im Herzen der Stadt ist. Auf jeden Fall!